Australien - Regen, Surfen, Hippies, Koalas und Wein

Die erste Etappe ist vollbracht, nach 4 Wochen und 4.300 Kilometern im Camper haben wir den Schlüssel abgegeben und sind in Sydney angekommen. Auf dem letzten Streckenabschnitt gabs viel Regen, ein bisschen Sonne, viele Strände und auch endlich mal wieder ein wenig Surf. Aber von vorne...




Von Eumundi aus machten wir uns auf den Weg Richtung Brisbane. Der Campingplatz lag etwas außerhalb und so fuhren wir erstmal in die Stadt um uns einen ersten Eindruck zu verschaffen. Noch hielt das Wetter und wir schlenderten durch die Innenstadt und dort durch wirklich schöne Geschäfte. Brisbane gefiel uns gut. Es ist sehr schön am Fluss gelegen und hat architektonisch einiges zu bieten. Als es wettertechnisch zu ungemütlich wurde, machten wir uns auf in Richtung Campingplatz und wenig später gings auch schon los mit dem was uns unsere Wetter App schon angekündigt hatte: Platzregen und Sturmböen vom Feinsten. Wir verkrochen uns im Camper und hofften auf Besserung am nächsten Tag. Aber die kam erstmal nicht und wir nutzten unser unbegrenztes, freies Internet und warteten auf eine Regenpause um nochmal nach Brisbane zu fahren. Nachdem wir ein wenig für bessere Zeiten geshoppt hatten (Bikini, Sonnenbrille, T-Shirts) fuhren wir zurück und der Regen setzte wieder ein. 


Am nächsten Tag fuhren wir geknickt weiter an die Gold Coast. Wenn im Lonely Planet schon steht „Mit mehr als 300 Sonnentagen im Jahr...“, ist das kein gutes Zeichen, wir hatten ja schon in Neuseeland bewiesen dass wir zielsicher einen der 60 Regentage erwischen können und so war es auch hier. Noch dazu bereitete sich Goldcoast, ja so heißt auch die größte Stadt, auch noch auf ein Autorennen durch die Stadt vor und zahlreiche Straßen waren gesperrt und so endeten wir nach einigen Irrungen auf der späteren Rennstrecke, die noch als „normale“ Straße befahrbar war. Es war zwar ganz lustig über eine Rennstrecke durch die Stadt zu fahren, aber das Ziel wurde einem somit vorgegeben und unser eigentliches Ziel, nämlich Surfers Paradise war schwer zu erreichen. Wer uns kennt weiß, wie wir mit schwierigen Zeiten umgehen, wir suchen was gutes zu essen (für Alkohol war es noch etwas früh ;) also gabs erstmal ne Portion Trüffelpommes und wir zogen weiter von Strand zu Strand nur um festzustellen, dass der Ort „Surfers Paradise“ diesmal kein Paradies war sondern eher aussah wie die Nordsee an sehr stürmischen Tagen. Ausser zwei drei vereinzelte lebensmüde Seelen war auch niemand im Wasser. 






Auf der Fahrt zum Campingplatz überquerten wir die Grenze zum Bundesstaat New South Wales und uns fehlte plötzlich eine Stunde, weshalb der erste Campingplatz schon geschlossen hatte. Vorteil dieser Zeitverschiebung war jedoch, dass es jetzt nicht von 5 bis 18 Uhr hell ist sondern von 6 bis 19 Uhr, das kommt uns doch sehr entgegen. Kein Mensch weiß, warum man in Queensland gegen die Zeitumstellung gestimmt hat.
Naja wo war ich, ach ja wir fanden noch einen Campingplatz und dieser war super schön gelegen, direkt am Meer, was es dank des Wetters eher ein wenig deprimierend machte. BBQ im dunkeln bei strömendem Regen sieht so aus:


 Zu allem Überfluss lies sich dann auch noch unsere Schiebetür vom Camper nicht mehr von innen öffnen, was zwar wirklich nervig war aber wir hatten wenigstens was zu lachen wenn sich einer über die „Küchenzeile“ ins „Fahrerhäuschen“ quetschen musste um vorne raus zu kommen und die Tür zu öffnen. Tür auflassen ist nämlich bei Dauerregen auch keine Lösung.

Am nächsten Tag gings weiter nach Byron Bay. Eines der Ziele auf das wir uns am meisten gefreut hatten, ist es doch ein Surf/Hippie/Hipster/Foodie Mekka, zumindest macht es diesen Eindruck wenn man die Bilder sieht. Zuerst machten wir Stopp bei einer Werkstatt um die Tür reparieren zu lassen, was zum Glück relativ schnell erledigt war und schon das Industriegebiet von Byron Bay gab einen Vorgeschmack auf den Ort selbst mit einigen schönen Cafes, Yoga Studios, Surf- und Bioläden. Wir besuchten sogar den Laden/die Werkstatt eines der berühmtesten Surfboard-Shaper der Welt: Bob McTavish. Wir ließen unsere Hände vorsichtig über wunderschöne Boards, vor allem Longboards, gleiten und vor allem Oli bekam große Augen. Leider waren die Preise auch entsprechend groß, sonst..wer weiß:) Ach so das es weiterhin durchgehend regnete muss ich ja nicht weiter erwähnen. 







Am Nachmittag fuhren wir zum Campingplatz und auf dem Weg sahen wir schon einige Alt-Hippies, die den Ort obwohl er so klein ist so bekannt gemacht haben. Wir liefen noch ein wenig durch den Ort und spürten trotz miesem Wetter den Vibe, der diese Stadt so besonders macht und viele Läden und Cafes die das Hipster Herz höher schlagen lassen. Der Surf war an dem Tag leider immer noch zu rau für uns, doch das änderte sich am nächsten Tag. Wir wollten uns eigentlich nur nochmal den Leuchtturm anschauen, aber so weit kamen wir nicht, denn da der Parkplatz am Strand so voll war, entschieden wir uns kurz zu halten und die Wellen sahen vielversprechend aus. Auch regnete es nicht mehr und so brauchte ich Oli nicht lange zu überreden ein Brett zu leihen. Ich schaute lieber erstmal zu, weil es so voll war im Wasser und ich schon beim zugucken fror. Aber Oli hat es nicht bereut reingegangen zu sein, auch wenn die Bedingungen nicht perfekt waren, ist es einer der berühmtesten Point Breaks der Welt und das allein macht es wohl schon zu einer Besonderheit. Es war wie ein kleiner Kreislauf: Man paddelt nicht einfach von Strand ins Line-Up, nein man läuft an der Bucht entlang bis man an der Spitze des Headlands angekommen ist, schlägt sich seitlich ins Wasser und ist fast schon im Line-Up. Dann versucht man eine Welle zu erwischen und wenn man eine hat, surft man sie bis zum Strand, geht aus dem Wasser und läuft wieder außen rum. Genial:)




Ich hatte auf jeden Fall auch Spass beim Zuschauen, Byron Bay ist einfach auch der perfekte Ort zum Leute gucken, die Coolsten der Coolen sind hier mit den schönsten Surfbrettern versammelt um geschmeidig über die Wellen zu gleiten, ein etwas anderes sehen und gesehen werden. Danach gabs dann noch standesgemäß Smoothie und Acai Bowl und wir machten uns schweren Herzens auf weiter Richtung Yamba. 



Am nächsten Morgen wachten wir auf und es schien nach 5 Tagen zum ersten mal wieder Richtig die Sonne. Yeah! Also wurde erstmal wieder draussen gefrühstückt und dann am Strand die Sonne genossen. Ein wunderschöner Strand im Nationalpark, mal wieder menschenleer. 











Unser nächster Stop war Sapphire Beach und der Campingplatz dort war wieder mal ein Volltreffer. Direkt am Strand gelegen, mit sehr schönem Pool und Highlight: ein Minigolfplatz! Also haben wir uns gleich mal Schläger besorgt und eine Partie gespielt. 




Am nächsten Morgen war Surfspotting angesagt, Oli hatte einige Breaks rausgesucht und so fuhren wir alle ab um festzustellen dass nichts davon wirklich gut war. Entweder nur für Profis oder einfach zu wild oder garnix. Mist. Wir hatten aber morgens schon unseren Strand vor der Tür ausgecheckt und das sah garnicht so schlecht aus, also liehen wir uns Bretter und versuchten da unser Glück, ich musste schließlich auch endlich mal meinen Wetsuit aus seinem vakuumierten Winterschlaf befreien (2 Jahre nur Warmwassersurf). Und das war garnicht so schlecht, nur ein anderer Surfer im Wasser und die Wellen wurden immer besser, auch wenns keine Glanzleistung meinerseits war, war es einfach mal wieder schön im Wasser zu sein und den menschenleeren Strand zu bewundern und sich ein bisschen auszupowern. Nach der Surfsession entspannten wir an unserem super schönen Pool und nach ein paar Stunden war Oli schon wieder zappelig und wollte wieder ins Meer. Mittlerweile regnete es und die Wellen waren recht stürmisch, also lies ich Oli mal wieder alleine los und entschied mich fürs zugucken. Am Strand traf ich wieder den anderen Surfer von morgens (sommersprossiger, rothaariger ca 15 Jähriger Australier) und fragte ihn ob er auch nochmal rein geht und er nur so „Nah (australisch für no) don't know, this place is actually pretty famous for sharks“ Ähm what? Das erzählst du mir während Oli da gerade raus paddelt? Ok, naja Statistiken sprechen ja gegen einen Haiangriff also einfach hinsetzen und entspannen. Keine 5 Minuten später sehen der Junge und ich plötzlich zeitgleich eine dunkle Flosse im Wasser 2 Meter neben Oli und er nur „Oh no I think it's a shark“. Ok Panik!!! Ich renn näher zum Wasser und winke Oli wild zu, sehe dass er auch begriffen hat und schon wild rauspaddelt. Dann sehe ich plötzlich drei Delfine auftauchen und mein Puls senkt sich ein kleines bisschen. Wirklich erleichtert bin ich aber erst als Oli wieder am Strand ist und er ist es natürlich auch. Unser kleiner Panikmacher sagt nur „I thinks it was a shark fighting with a dolphin“, ok ja was auch immer, schnell weg hier und nicht mehr drüber nachdenken was hätte passieren können. Manchmal fragt man sich waum man sich ausgerechnet dieses Hobby ausgesucht hat, aber so ist das nun mal, Minigolf löst eben nicht ganz so ein Glücksgefühl aus.









Am nächsten Morgen gaben wir unsere Bretter ab und da der Regen mal wieder einsetzte, gingen wir erstmal frühstücken. Als nächstes fuhren wir weiter nach Crescent Head, ein weiterer bekannter Surfspot (ja Haigedanken schon wieder verdrängt) und eines der wenigen „surf reserves“ in Australien. Surf Reserves sind „iconic“ Spots, an denen „surfing as a recreational activity“ anerkannt und geschützt wird, d.h. Es darf kine Veränderung vorgenommen werden, die diesen Spot verändern könnte. Ganz coole Sache und in Cresent Head verstanden wir auch direkt warum dieser Spot ein surf reserve ist.
Als wir ankamen glitzerten Olis Augen schon; ein perfekter Point Break, ähnlich wie in Byron Bay mit gleichmässig wiederkehrenden Longboardwellen, leider nur diesmal kein Kreislauf – man musste bis ganz ins Lineup paddeln ohne Abkürzung.
Ich hatte leider Migräne und blieb im Camper, hatte aber von dort eine super Aussicht auf die Wellen, ein bisschen wir Autokino:) Oli hatte eine seiner besten Wellen bisher und kam ganz beseelt zurück als es fast schon dunkel wurde. 



Unser Campingplatz lag diesmal quasi im Busch. Nach 5 km über Schotterpiste und Schlaglöcher waren wir froh, dass unser Camper noch heil war aber dafür war man mitten im Nirgendwo inklusive super Sternenhimmel und Ozeangeräusche. 





Der nächste Tag war sonnig und mir gings besser also starteten wir einen zweiten Anlauf in Crescent Head zusammen. Die Bedingungen waren nicht ganz so gut - die Wellen waren kleiner - aber es hat trotzdem Spass gemacht. Wie schon in Byron Bay sind auch hier sehr viele ältere Surfer im Line Up (man könnte auch sagen Rentner) und wir sind immer wieder fasziniert wie lässig sie mit ihrem Longboard die Wellen reiten. Einer hat mit 12 angefangen zu surfen und ist letzte Woche 70 geworden. Eine Andere hat es sich für 1,5 Stunden zur Aufgabe gemacht mich zu coachen (hey, 45 Jahre Surferfahrung, das hat kaum ein Surflehrer dem man hier 70 Dollar pro Stunde zahlt). 









 Nach 3 Stunden im Wasser waren wir kaputt und setzten unsere Weiterreise fort. Ein weiteres Highlight wartete auf uns, in Port Macquarie gab es ein Koala Hospital. Auf der ganzen Reise gab es immer mal wieder Zoos die angepriesen wurden, aber wir hatten ja schon einige heimische Tiere in freier Wildbahn gesehen und wollten die Koalas auch am liebsten in natürlicher Umgebung sehen, was normalerweise schwierig ist, weil sie am liebsten ganz oben in den riesiegen Eukalyptusbäumen sitzen und sich nicht rühren. Im Koala Hospital waren wir genau richtig. Um 15 Uhr gabs ne kostenlose Führung mit Margret und da gerade Fütterungszeit war, waren die flauschigen Geschöpfe alle recht munter. Das Krankenhaus kümmert sich um verletze oder kranke Tiere (die meisten haben Infektionen oder wurden von einem Auto erfasst) und entlässt sie dann wieder in die Wildniss. Eine nur durch Spenden finanzierte Einrichtung mit über 200 freiwilligen Helfern. Es war so toll die Tiere aus nächster Nähe zu sehen, ähnlich wie Faultiere sehen sie so entspannt aus (klar, kaum Feinde, ausser Hunde) und man will am liebsten ein bisschen kraulen, aber im Gegensatz zu Kängurus mögen das die Koalas nicht, also nur gucken, nicht anfassen. 





Abends fielen wir totmüde ins Bett und träumten von Surfen und Koalas oder surfenden Koalas oder man könnte auch sagen Australien:)
Am nächsten Morgen fuhren wir weiter und stoppten immer mal wieder an einem der unzähligen wunderschönen Strände (es gibt 11.000 in Australien!!) In Laurieton fuhren wir hoch auf den Mount North Brother um dort die tolle Aussicht zu geniessen und einen kleinen Jungle Walk zu absolvieren. Unser Ziel an dem Tag war Nelson Bay und wieder mal lag unser Campingplatz direkt am Strand hinter den Dünen die in Nelson Bay gigantisch groß sind. Hier wären wir auch gerne nochmal surfen gegangen, aber es gab leider keinen Surfshop zum Bretter leihen. Anscheinend hat man hier einfach sein eigenes Brett zu haben.







 Am nächsten Tag stand mal kein Strand auf dem Programm, sondern Wein. Wir fuhren ins Hunter Valley einer Weinregion nur 2 Stunden nördlich von Sydney. Wir fuhren bei Sonnenschein und 25 Grad durch kleine Goldgräbersträdtchen und an Seen vorbei und kamen mittags im Hunter Valley an. Nachdem wir uns im Info Center einen Übersichtsplan besorgt hatten gings los, fast wie im Phantasialand, nur für Erwachsene:) Wir schafften fünf Weingüter und zwischendurch gabs ein kleines Picknick mit Käseplatte. Hach, so lässt es sich aushalten. Ähnlich wie in Neuseeland waren die Weingüter super schön gelegen, mit teilweise unglaublichen Aussichten nur dass hier auch noch das Wetter stimmte. Ein super schöner Tag der damit endete dass der etwas angetrunkene Oli sich noch auf dem Bouncing Pad am Campingplatz verausgabte, ich sag doch Phantasialand:) 







Der nächste Tag war unser letzter Tag vor unserer Ankunft in Sydney und den verbrachten wir in Newcastle. Erst gab es zwei Spaziergänge an der Küste entlang auf denen wir mehrere Wale und Delfine sehen konnten (es muss einige von denen geben, denn es ist wirklich keine Kunst welche zu entdecken) und mittags dann Fish & Chips am Strand. Newcastle ist ein nettes Städtchen mit einigen sehr schönen Kathedralen und natürlich einem schönen Strand, wie soll es anders sein.






 Am Abend hatten wir dann noch 2 Stunden Berufsverkehr in Richtung Sydney vor uns und dann genossen wir nochmal ein letztes BBQ am Campingplatz, denn am nächsten Tag war die Camper Abgabe fällig. So gern wir das Leben im Camper haben, nach 4 Wochen (mit Neuseeland 7) ist es mal Zeit für eine Pause. Um 6 klingelte also der Wecker und wir packten unsere sieben Sachen in unsere Rucksäcke und machten uns auf den Weg nach Sydney. Die Fahrt war anstrengend, weil wir einmal quer durch die Stadt mussten und der Verkehr hier kein Spass ist. Ein Highlight war aber auf jeden Fall schonmal die Fahrt über die Harbour Bridge mit Blick auf das Opera House. Ein Vorgeschmack auf die nächsten Tage über die Oli dann berichten wird.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Foz do Iguacu