Rio de Janeiro

Tag 27 - 30


Rio de Janeiro. Dir schönste Stadt in Brasilien. Das Highlight. Oder vielleicht auch der Endgegner beim Thema Kriminalität?





Tja, man hat Erwartungen an diese Stadt, spätestens seit der WM oder Olympia viele Bilder gesehen, Geschichten gehört, Warnungen, Empfehlungen...man ist nicht unvoreingenommen. Unser Fazit vorweg: Rio ist wunderschön, die Lage ist einzigartig und faszinierend, immer wieder staunt man über die hohen Berge, die Christusstatue die man von allen Ecken der Stadt sieht, die Strände, die tropische Vegetation, die netten Menschen, die Bars, das alles hat uns super gut gefallen. Man könnte es auch mit den Worten von Pharrell Williams und Snoop Dogg sagen...




Leider kann man (oder konnten wir zumindest) die Stadt nicht völlig frei geniessen. Nach 4 Wochen Brasilien haben wir uns mittlerweile daran gewöhnt vorsichtig zu sein. Keine Wertsachen, keine Handtasche, keine Kamera (deshalb sind auch fast alle Bilder des Blogs mit dem Handy fotografiert) Wir haben uns nie unsicher gefühlt, aber den Kopf kann man eben nicht ausschalten. Und wenn man dann Schilder liest auf denen steht "This area is an asault area", oder einem jemand sagt, dass man in bestimmte Strassen nicht gehen soll, dann läuft man eben nicht so unbeschwert durch die Straßen wie anderswo. Das ist schade, aber das ist die Realität und man weiß auch wieder mehr zu schätzen wie sicher wir in Europa leben. Aber genug der negativen Worte, uns ist nämlich glücklicherweise nichts passiert und wir hatten vier wundervolle Tage in Rio, also von vorne:

Dienstag Abend sind wir in unserem Hotel in Rio angekommen und haben uns sofort wohl gefühlt. Die Villa liegt im Stadtteil Santa Teresa ist voll mit Kunst, bunt und super gemütlich. Santa Teresa ist ein künstlerisches Viertel mit einigen schönen Bars und Restaurants und vielen Graffitis und liegt oberhalb von Rio, weshalb man immer mal wieder einen tollen Blick über die Stadt hat.
Bevor es ins Bett ging, gabs noch eine Kleinigkeit zu essen in einer der bekanntesten Bars von Rio, die zufällig gleich bei uns um die Ecke war. Augen auf bei der Hotelwahl :) Das ist das was ich vielleicht am liebsten mag an Städtetrips, in eine Bar setzen und bei einem Drink (hier natürlich ein Caipirinha) Leute beobachten und so tun als wäre man dort zuhause (nicht dass das irgendein Brasilianer geglaubt hätte, spätestens bei der Sprache scheitern wir noch immer, aber es geht ums Feeling :))

Am Mittwoch hat uns unser Host Daniel beim super Frühstück im Innenhof erstmal alles erklärt was es in Rio zu sehen gibt. Gold wert, das hat uns viel Recherche erspart und ein paar Insider Tipps geliefert. Da das Wetter super war ging es erstmal zur Nummer 1 Sehenswürdigkeit in Rio - der Christusstatue. Mit der Zahnradbahn geht es in einer super schönen 20 minütigen Fahrt 700 Meter nach oben. Oben angekommen ist der Anblick der riesiegen Statue beeindruckend. Voller Vorfreude ging es zum Geländer um den Ausblick auf die Stadt zu bewundern und dann...ähm Wolken? Oder Nebel? Mist. Naja ok, die Statue konnten wir gut sehen, aber der spektakuläre Ausblick blieb uns noch verwährt. Noch! Auch war es auf der Plattform relativ voll. Irgendwie verliert alles etwas von seinem "Zauber" wenn um einen herum die Leute mit ihren Selfie Sticks rumfuchteln, sich Rentner auf den Boden schmeißen um den perfekten Winkel für das "Christo-auf-der-Hand-der-Frau" Bild zu finden oder Koreaner in den Asian Squat gehen um die Kinder mit ausgestreckten Christus Armen vor der Statue im Hintergrund zu fotografieren.




Am Nachmittag ging es dann noch an die Copacabana um ein bisschen abzuhängen und Leute zu gucken. Sehr schön und vor allem interessant. Noch nie im Leben habe ich so viele Strandverkäufer gesehen mit so vielen unterschiedlichen Produkten. Bikinis, Empanadas, Weed, Fussbälle, Gambasspiesse, Weed,  Reißerverschluss-Taschen ("Original! My mama made"), Tücher, Sniff, Schmuck, Sonnenbrillen, Weed, Cocktails, Kuchen, Nüsse, Weed, Softdrinks, Trillerpfeiffen, Hennatatoos Weed (the good stuff), Hüte.... Wie man sieht waren bei fast allen Verkäufern auch Drogen im Angebot, zumindest für Oli, mir hat man wohl angesehen, dass man mich eher mit Drinks und Essen rumkriegt als mit Gras. Wir hatten auf jeden Fall einen entspannten Nachmittag (natürlich ohne Drogen! Ok Bier, aber das schmeckt hier fast wie Wasser, das zählt nicht)




Am Donnerstag war das Wetter wieder traumhaft und wir starteten einen zweiten Versuch die Stadt von oben zu sehen. Also Uber bestellt und ab zum Zuckerhut!!! Ähm halt nein nicht so schnell mit unserem Fahrer Paulo der geschätzt an die 100 Jahre alt war und offensichtlich versehentlich in diese Uber Geschichte reingeraten sein muss. Ihm fehlten nämlich leider Orientierungssinn, technisches Verständnis für ein Navigationssystem auf dem Mobiltelefon und Fahrqualitäten. Er hat es tatsächlich geschafft das Navi auf dem Handy einfach komplett misszuverstehen und sich komplett verfahren. Auf dem Weg zu einer der größten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Nach 1 Stunde hatten wir es endlich geschafft und Uber hat uns einen Großteil der Fahrtkosten erstattet. Na immerhin. Am Zuckerhut unten angekommen ging es für uns nicht wie für die meisten Touristen in die Schlange zur Gondel, nein, wir sind ja jung und sportlich (und brauchen das Geld...) und deshalb haben wir die erste Etappe auf den Morro do Urca, dem kleinen Bruder vom Zuckerhut, zu Fuß bestiegen. Der Weg ist nur 750 Meter lang aber dafür 200 Meter hoch. Puh. Aber belohnt wird man mit einem tollen Ausblick und kleinen Äffchen (!!!) Oben angelangt gibt es eine schöne Plattform und von da geht es dann weiter mit der Seilbahn rauf auf den Zuckerhut (Half Price :)) Von dort ist der Ausblick wirklich atemberaubend, man kann sich nicht satt sehen und auch wenn man es schon tausendfach auf Bildern gesehen hat, ist es doch einfach unbeschreiblich schön es mit eigenen Augen zu sehen. Es gibt viele verschiedene Ebenen und rundherum auch einige Plätze an denen man komplett alleine ist. Das hat uns viel besser gefallen als am Tag davor.
Nach unten gings dann ab dem mittleren Level wieder zu Fuss und den Leg Day können wir jetzt erstmal für unbestimmte Zeit skippen.










Was fehlt noch in der Top 4 der Sehenswürdigkeiten in Rio? ... Ipanemaaaaa. Der zweite weltberühmte Strand Rios ist noch schöner als Copacabana und der perfekte Ort um den Tag ausklingen zu lassen. Weißer Sand und im Hintergrund die bewachsenen Hügel. Hach ja, es hat schon einen Grund warum die Stadt so berühmt ist. Zum Sonnenuntergang ging es auf die Klippen am Arpoador, von dort aus hat man einen schönen Blick über den Strand und zu den Bergen hinter denen die Sonne verschwindet und den Tag zur Nacht macht. Ich glaube die Bilder sprechen für sich.







Für Freitag hatten wir eine Favela Tour gebucht. What? Ja wir waren auch erst skeptisch, nicht weil wir es für gefährlich hielten, sondern weil man bestimmt nicht als reicher Tourist durch ein sehr armes Viertel laufen möchte um sich die Menschen dort anzuschauen, wie im Zoo. Daniel hat uns aber von einem tollen sozialen Projekt erzählt, dass dadurch unterstützt wird und dass es dem Guide, Cilo, der selbst dort wohnt, darum geht, dass die Menschen eine Favela besser verstehen und weniger Vorurteile dagegen haben, also beschlossen wir es uns anzuschauen.Mit Cilo ging es zu Fuss durch unser Viertel und dann zu der Favela "Pereira da Silva", welche seit 1999 befriedet ist. Als erstes konnten wir auf die Terasse eines Hostels gehen um den Ausblick zu geniessen. Wunderschön! Eines der ersten Hostels in einer Favela hat übrigens ein Deutscher gegründet, vor ca 10 Jahren.
Weiter gings von ganz oben die kleinen Wege durch die Favela hinunter Die Menschen waren sehr nett und aufgeschlossen, natürlich ist das Leben dort sehr arm, aber Cilo hat uns auch erklärt, wie groß der Zusammenhalt ist und dass die Einwohner nicht wirklich arbeitslos sind, sondern innerhalb der Favela jeder einen Job hat. Ob die dann alle Einkommenssteuer zahlen, steht auf einem anderen Blatt:)  Cilo selbst hat vor 20 Jahren das Projekt "Morrinho" gegründert, zusammen mit ein paar Freunden haben sie aus Ziegelsteinen eine kleine Miniatur Favela gebaut um damit zu spielen. Das ganze wurde immer größer und irgendwann richtig berühmt, weil ein Reporter von "National Geographic" das ganze entdeckte und darüber berichtete. Die Jungs hatten die Chance unter anderem in Barcelona und Venedig Teile der Mini Favela bei Kunstausstellungen zu präsentieren. Wirklich beeindruckend und toll wie kreativ und spielerisch man etwas gegen die Lage in so einer Favela machen kann.
Ca 25% der Einwohner Rios leben in einer der Favelas und es ist ein wichtiger Teil der Stadt und wir sind sehr froh, einen sehr persönlichen Einblick bekommen zu dürfen.








Am Nachmittag sind wir noch durch unser Viertel gelaufen und zur berühmten Treppe des Künstlers Selaron, der diese mit Fliesen aus aller Welt geschmückt hat.





Am Samstag durften wir ein Hochzeitsgeschenk von unseren Freunden einlösen, der perfekte Abschluss in einer Stadt, die man sich am besten so oft wie möglich von oben anschaut. Hang Gliding!!! Meine Höhenangst habe ich schon das ein oder andere mal versucht zu überwinden mit Achterbahnen oder Zip Lining, aber das war von einer anderen Sorte. Etwas nervös starteten wir unten am Zielpunkt mit dem Auto auf den Berg, der 500 Meter hoch ist. Noch ging es mit der Anspannung, aber als wir an der Absprung Plattform ankamen war der Spass vorbei. Nicht das erste mal habe ich mich über meine große Klappe geärgert, aber da gabs natürlich kein zurück mehr. Wirklich, ich kann nicht beschreiben, wie das aussieht, wenn zwei Menschen einfach so ins Nichts rennen in der Höhe und man da steht und weiß dass man gleich an der Reihe ist. Natürlich springt man nicht alleine, sondern mit einem Instructor, das beruhigt einen ein bisschen, der wird sich schon nicht zusammen mit mir in den Tod stürzen. Oder doch? Eh man sich versieht steht man jedenfalls auf dieser "Schanze" und der Verrückte neben einem sagt "Breathe in...One two three" und dann rennt man einfach los. In den Himmel. Denn wenn der fremde Mann sagt spring von der Brücke dann spingt man oder wie war das Sprichwort? Egal. Also auf jeden Fall läuft man und gleitet dann einfach ganz gemächlich über dem Regenwald, als wär nix gewesen. Die Höhenangst war einfach weg und da war nur noch das überwältigende Gefühl zu fliegen. Und das über dem Regenwald. Nach 10 Minuten näherten wir uns dem Strand und die Surfer im Wasser dort von oben zu sehen ist einfach traumhaft schön, besser gehts nicht. Also vielleicht beim nächsten mal doch wieder mutig sein und einfach machen, wirklich schlimm ist es ja meistens nur kurz vorher.








Nachdem unser Adrenalinspiegel wieder gesunken ist, gabs erstmal was zu essen und dann gins noch in den botanischen Garten. Ganz schön, aber leider ist vieles nur auf portugiesisch beschrieben und wir waren sehr kaputt von der ganzen Aufregung am Vormittag, so dass man das eher als Parkspaziergang bezeichnen kann.





Tja und jetzt ist der letzte Abend in Rio, nein der letzte Abend in Brasilien. 4 wunderbare Wochen sind schnell vorbei gegangen und das nächste Abenteuer wartet in Ecuador. Und noch jemand wartet in Ecuador. Wer? Erfahrt ihr im nächsten Post :)

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