Auf der Suche nach Entpannung & Surf - Palomino & Mendihuaca
Feiner weicher Sand, Palmen,
Meeresrauschen und noch mehr Palmen. Ich hatte das Gefühl, dass wir
jetzt wirklich an der Küste angekommen waren. Wir waren in Palomino.
Nach der 2-stündigen Busfahrt von
Santa Marta standen wir an der Hauptsraße und standen vor der Wahl 2
Kilometer mit unseren Rucksäcken in der drückenden Hitze der
Mittagsonne zu laufen oder uns mit unseren Rucksäcken auf ein
Mototaxi zu setzen und über Schotterpisten alles zu geben um nicht
hintenüber zu kippen. Schließlich siegte die Faulheit und wir
stiegen jeder hinten auf ein Motorad. Anne hatte damit ja in Costa
Rica schon Erfahrung gesammelt, aber ich musste alles geben um nicht
bei jedem neuen Gasschub des Fahres nach hinten zu kippen. 5 Minuten
später kamen wir dann auch schon an unserer Unterkunft direkt am
Strand an, superschön schlicht in weiß gehalten.
Da wir auf Budget
unterwegs waren haben wir uns zwar nicht nur einen Hängematte mit
Moskitonetz geleistet, aber auch kein schönes bequemes Doppelbett
mit Meerblick. Wir entschieden uns für Bunkbeds mit leider deutlich
unterschiedlichen Matratzen. Und soviel kann ich schonmal sagen, wir
haben in jeder Nacht eine andere Kombi probiert: ich oben, Anne
unten, beide unten, beide unten mit Moskitonetz, bis wir dann am
vorletzen Tag mit mir im unteren Bett und Anne im oberen die Kombi
gefunden haben, die uns beide hat durschlafen lassen.
Die ersten beide Tage haben wir nur
dazu genutzt uns vor unserem Hotel an unseren „Private Beach“ zu
legen und zu lesen, zu essen und in der Happy Hour einen Mojito zu
trinken. Naja, jedenfalls fast. Wir haben schon in Santa Marta ein
Plakat gefunden auf dem Yoga angekündigt wurde und zufälligerweise
boten das Hotel links und rechts von uns beide Yoga an.
Zuerst versuchten wirs auf der rechten
Seite. Als dann die Yogalehrerin irritiert fragt, ob wir kein
Handtuch hätten, waren wir schon skeptisch, als sie dann vorschlug
wir sollten es doch einfach im Gras machen, sie hätte auch Bugspray
wussten wir, dass wir hier falsch waren. Ohne richtige Yogamatte ist
es für uns Beginneryogis einfach zu schwierig. Auch wenn sie uns
versicherte: „It's the original way, more people do Yoga without a
matt than with a matt.“
Im anderen Hotel hatten wir dann unsere
Anlaufstelle gefunden und so konnten wir jeden morgen, mit Matten (!)
1,5 Stunden zum Sound der Wellen an unseren Yogaposen arbeiten.
Das Hotel erwies sich dann auch als
pefekt für unseren Lunch, den wir dort auch jeden Tag zu uns nahmen
und der jedes Mal eine Portion Mango Ceviche beinhaltet. Oh wie gerne
würde ich das zu Hause auch mal kochen, aber es ist wahrscheinlich
entweder unmöglich oder unbezahlbar solch süße Mangos zu finden.
Am dritten Tag haben wir unsere Routine
dann doch unterbrochen und uns zur größten Sehenswürdigkeit
aufgemacht: Dem Palomino River.
Auf diesem Fluß, der in den Bergen der
Sierra Nevada de Santa Marta entspringt und dann im Meer mündet,
kann man sich mit einem Gummireifen von einem erhöhten Punkt bis zum
Meer treiben lassen. Das wollten wir uns natürlich nicht entgehen
lassen.
Also wurden wir wieder von 2
Motorrädern abgeholt und dann erstmal an der Stelle vorbeigebracht,
an der man die Gummireifen bekommt, die man sich dann mit der
Schwimmweste zusammen, umhängt. Sieht lustig aus, immerhin hätte
man zur Not dann schonmal einen Airbag:)
Den haben wir zum Glück nicht
gebraucht und als wir dann an der Stelle abgeladen wurden, an der es
mit dem Motorrad nicht mehr weiter geht, mussten wir aber noch ca. 30
Minuten in der Hitze mit einem Gummireifen den Berg weiter erklimmen
bis man endlich am Einstieg ankam.
Also nichts wie rein in den Reifen
und rein in die Strömung. Ging soweit auch super, bis die Strömung
uns das erstemal nah ans Ufer getragen hat, was auch noch kein
Problem gewesen wäre, wenn da nicht ein paar Bäume gewesen wären,
die es offensichtlich für eine gute Idee hielten, die Äste bis
übers Wasser wuchern zu lassen und das Ganze dann auch schön auf
Gesichtshöhe. Aber nachdem der erste Ast Ohrfeigen verteilt hatte,
wussten wir bei der nächsten „Ästedruchquerung“ wie man
geschickt ausweicht. So trieben wir mit wunderschöner Aussicht 2
Stunden den Fluß hinunter und landeten schließlich am Meer, wo man
die Reifen einfach zurücklässt. Die werden dann später von den
Moto-Boys wieder eingesammelt.
Super chillige Sache das Ganze. Aber
danach war wieder extrem Relaxing angesagt.
Jeden Abend gabs ne frische Portion
Seafood. Entweder in Form von Garnelen oder Fisch im ganzen mit
reichlich Limettensaft und Kokosreis. Ich bin ja mittlerweile großer
Fan von Koksreis, besonders wenn man den süßeren Reis mit einer
scharfen Soße verfeinert. Anne dagegen sieht das ganze eher als
Nachtisch.
So gingen die Tage vorbei und abgesehen
von 1-2 kleineren Gewittern war uns das Wetter hold. Das einzige was
noch fehlte war der Surf. Zwar konnte man bei uns sogar Bretter
leihen, aber alles was man surfen konnte war der Shorebreak, und das
sah nicht nach Spass aus.
Also entschieden wir uns unser Glück
nochmal näher am Tayrona National Park zu versuchen. Da gabs auch
auf Magicseaweed (eine Webside die alle Surfspots der Welt aufführt
und einen Forecast gibt über die Qulität der Wellen) einen
Surfspot, also musste es da doch was geben.
Wir haben etwas recherchiert und sind
dabei auf eine Unterkunft gestoßen, die sich als Surfhouse &
Surfschool bezeichnete und uns noch den Hinweis gab: Prepare to
disconnect - no wifi.
Die Wegbeschreibung war so naja und
obwohl uns unser Busfahrer von Palomino versicherte er wüsste wo er
uns rausschmeißen müsste, standen wir kurz darauf an der Straße
und folgten erstmal der Karte auf unserem Handy, die uns zu einem
verschlossenen Gatter führte. Da wir auf dem Weg aber keines der
Landmarks passierten, die Monica, unser Host, uns beschrieben hatte,
wussten wir nicht was tun. Und mal wieder waren wir so schlau um 12
in der Mittagshitze mit Rucksäcken rumzuwandern. Also entschlossen
wir uns für eine Seite und gingen los. Glücklicherweise mussten wir
nur noch ein paar hundert Meter laufen und kamen dann an den Aufgang
zu einer Farm.
Im Erdgeschoss der Farm befand sich dann auch unser
Surfhouse, oder Girlssurfcamp. Es waren noch 3 andere Mädels dort.
Also war ich der einzige Kerl:) Nachdem wir Monica eröffneten, dass
wir nur Bretter leihen wollen und keine Surflesson, war sie schon
etwas skeptisch. Sie meinte sie hätte nur 8'2 Bretter für uns,
Softtops. Ich konnte/wollte das nicht glauben und wollte sie auf ein
7 irgendwas runterhandeln oder zumindest ein Epoxy, aber keine
Chance. Alle anderen Bretter würden an dem Spot brechen. Ja
Dankeschön. Richtig Bock jetzt surfen zu gehen.
Am nächsten Morgen kamen dann
wiedersprüchliche Gefühle auf, einerseits konnten wirs kaum
erwarten, endlich wieder zu surfen andererseits war doch da noch
diese Boardbrechersache. Naja, nach dem Frühstück erklärte uns
Monica, wie man zu der Stelle kommt, wo sie uns die Boards gibt. Der
Weg dauerte ca. 15 Minuten und führte größtenteils über den
menschenleeren Strand, eher ein Scenic Spaziergang, aber ok, gibt
schlimmeres als am Strand entlang zu laufen. Als wir dann aber an der
Boardausgabestelle ankamen, wurden meine schlimmsten Befürchtungen
noch übertroffen. Die Boards waren gar keine Softboards, sondern
eher kleinere Versionen von Paddelboards. Auch die Oberfläche war
wie nichts was ich auf einem Surfboard je gesehen hatte, glatt und
irgendwie plastikhaft. So geschockt hatten wir nicht gecheckt ob die
Boards gewachst waren. Anfängerfehler. Wir mussten mit dem Board
nochmal 10-15 Minuten laufen, bis wir dann endlich am Spot waren.
Monica erklärte uns noch kurz, wo der Channel (der Ort an dem das
Wasser, dass in Wellenform ankommt wieder den Weg raus aufs Meer
findet) war und dass die Strömung sehr stark wäre und wenn wir an
der Welle, die wie ein Pointbreak gleichmäßig vor einer
Flussmündung brach, vorbei wären, wieder an den Strand paddeln
sollten, falls wir keine Welle catchen würden.
Wir also rein und schon der erste
Schreck, auf dem Brett rutscht man hin und her, weil das Wachs
fehlte. Genauso bei den Versuchen einen Takeoff zu machen. Keine
Chance. Entweder rutscht eine Hand weg oder am Ende ein Fuß. Wenn
man es dann doch schaffte aufzustehen, konnte man diese Schlauchboote
in keine Richtung bewegen, immer wenn ich versucht habe in eine
Richtung zu drehen, kam das Board einfach nicht mit und ich bin ohne
Brett in die Richtung gefallen.
Nach 2 Stunden gaben wir frustiert auf
und traten den Rückzug an, nicht ohne uns vorher noch zu beschweren
und ich auch noch mit dem Wunsch nach einem kleineren, anderen Board.
Ich hatte mich doch nicht bis auf ein 7'4 vorgearbeitet um dann
wieder mit nem Schlauchboot zu surfen.
Am Abend sagte mir Monica dann, dass
sie mir morgen ein etwas kleineres echtes Softboard geben würde,
aber, wenn es brechen würde, müsste ichs halt bezahlen. Soweit, so
gut.
Am nächsten Morgen wieder den Weg zu
den Boards und tatsächlich, da wartete ein Softboard auf mich. Hätte
nie gedacht, dass ich mich so über ein Softboard freuen würde:)
Bevor ich ins Wassser durfte, wurde ich
nochmal ins Gebet genommen auf keinen Fall das Board zu brechen. mich
hat das Ganze schon etwas gewundert, weil die Wellen zwar stark
waren, aber auf keinen Fall stärker, als was ich schon in Costa Rica
oder auf Bali gesurft bin.
Die Welle hatte sich etwas verändert
und neben dem Pointbreak hatte sich in Richtung Strömung ein
weiterer Peak aufgetan an dem selten aber dann richtig ordentliche
Sets durchkamen. Nochmals der Hinweis, da besser nicht reinzugeraten
und dann durften wir surfen gehen.
Die erste Runde lief zumindest für
mich eigentlich ganz gut. Und ich wusste sofort, dass das Brett
tausendmal besser war als am Tag davor.
Als wir rauskamen um wieder an den
Einstiegspunkt am Channel zurückzulaufen sahen wir den Typ, der mit
uns hergekommen war und sich ein richtiges Shortboard von Monica
leihen durfte, weil ers halt wirklich konnte und auch als Liefguard
in Californien arbeitet usw... wie er am Strand saß und neben ihm
sein bzw. Monicas Shortboard in der Mitte durchgebrochen.
Da musste ich dann doch zwei Mal
überlegen ob ich nochmal ins Wasser will. Aber wir haben uns dann
doch nochmal getraut und ich bin mit zwei super Wellen belohnt
worden, während Anne einen heftigen Waschgang mitmachen musste und
dann wieder raus aufs Meer paddelte obwohl sie schon fast am Ende der
Welle war. Und da die Strömung so stark war wurde sie immer weiter
abgetrieben, zum nächsten Break mit den riesen Wellen.
Als ich aus dem Wasser kam, kam schon
der Lifeguard mit dem gebrochenen Board auf mich zu und meinte:
„She's not in a good spot“ und das war leicht untertrieben. Die
Wellen hagelten nur so auf Anne runter und sie schien nicht aus der
Impact Zone zu kommen. Der Liefguard war schon halb im Wasser als wir
sehen konnten, dass jeder Waschgang Anne näher an den Strand spülte,
wo sie wenig später komplett erschöpft und mit einem Salzgehalt im
Körper, der für die nächsten Wochen reichen würde, ankam.
Wenn wir gerade nicht surfen waren,
haben wir in unserer Surf-WG gchillt, gelesen oder mit den anderen
Karten gespielt. Die Farm auf der wir waren ist auch einfach super
idyllisch in die Umgebung eingebetet. Palmen, Mangobäume und eine
kleine Bananenplantage umgeben das Haus. Das Haus ist nach 3 Seiten
komplett offen. Nur die Zimmer haben noch Trennwände, aber der
Aufenthaltsraum und die Küche sind komplett offen. Dann laufen hier
noch 2 der zuneigungsbedürftigen Hunde und eine fiese Katze rum.
Hier kann man, auch aufgrund des fehlenden Wifis, komplett abschalten
und disconnecten. Alles ist entspannt, langsam und gemütlich,
Karibik halt:)
Zusammenfassend kann man sagen, dass
unsere Suche nach Surf an der Karibik eher weniger erfolgreich
endete, wir aber trotzdem eine super entspannte Zeit an der Küste
hatten. Manchmal ist der Weg das Ziel:)
Jetzt geht’s auf zu neuen Ufern. Wir
haben ja noch ein wenig Zeit:)
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