Neuseeland - Franz Josef, Bungy und Weißwein


Sehr gespannt waren wir auf die Südinsel Neuseelands, versprochen wurde uns eine noch abwechslungsreichere Natur, Schnee, viele Berge und weniger Menschen. Was wir gesehen haben, übertraf unsere Erwartungen und selbst das Wetter besserte sich irgendwann. Aber von vorne...


Von Wellington aus, machten wir uns auf dem Weg zur Fähre. Nachdem wir zwischen unseren Truckerkollegen (alle mit kurzer Hose und Adiletten) geparkt hatten, machten wirs uns gemütlich und die 3,5 Stunden Überfahrt vergingen wie im Flug. 
Als wir dann die ersten Ausläufer der Südinsel erreichten, waren wir überrascht, wie schön die Landschaft war. Das Meer hatte verschiedene Blautöne und war sogar leicht türkis an manchen Stellen. Als wir schon fast im Hafen von Picton waren, konnten wir sogar noch ein paar Delfine sehen, die versuchten mit unserer Fähre schritt zu halten, was nicht so ganz gelang. Und in Sichtweite zur Anlegestelle, als wir schon auf dem Weg zum Auto waren haben wir sogar kurz Robben auftauchen sehen.





In Picton, einem kleinen Hafenort, gings zum Campingplatz um die erste Nacht auf der Südinsel zu verbringen.
Am nächsten Tag starteten wir einen Roadtrip durch Marlborough, der im Lonely Planet als „Sunshine & Wine“ betitelt war, leider gabs „no sunshine“ aber dafür „lots of wine“ und „lots of rain“. Wir besorgten uns die Übersichtskarte aller Weingüter und starteten mit einem uns bekannten Weingut „Cloudy Bay“ und ließen uns dort noch weitere empfehlen. Hätten wir nämlich alle besucht, hätten wir schnell auf Fahrrad umsteigen müssen und das ist wirklich nichts bei Sturmböen und Regenschauern. Wir genossen einige sehr leckere Sauvignon Blancs und zwischendurch gabs Nudeln aus dem Campervan um den Alkoholpegel wieder zu regeln. Nachdem wir genug probiert hatten, fuhren wir weiter an der Nordküste in Richtung Nelson, es stürmte mittlerweile so heftig, dass es wirklich kein Spass war zu fahren. Endlich angekommen hatte Nelson um 17 Uhr schon alle Bürgersteige hochgeklappt und für uns gabs nur noch Steak und Schlafsack. 





Der nächste Morgen startete bei strahlend blauem Himmel und ohne Sturm, typisch Neuseeland, auf mieses Wetter folgt meist Sonne (irgendwann zumindest). Wir machten uns auf zum Saturday Market einem Markt mit allerhand Essensständen und Zeug das man nicht braucht. Noch besser als das Essen waren allerdings die Leute. Herrlich, eine Mischung aus Alt Hippie / Künstler / Waldschrat...schwer zu beschreiben. 


Es ist auch ein Phänomen dass es in Neuseeland an jeder Ecke einen gibt, der barfuss läuft, ganz gleich welche Temperatur. Vor allem Kinder laufen gerne mal barfuss von der Schule nach Hause mit ihren Schuhen in der Hand?! Bei uns wäre das ne Mutprobe, hier scheint das ein inneres Bedürfnis zu sein.
Natürlich fing es auch in Nelson irgendwann wieder an zu regnen und das war unser Zeichen weiterzufahren. Es schüttete und schüttete und als Trost gabs ne Portion Fish n Chips mit viel Pommes. 

 
In Richtung Westküste ging es durch eine sehr schöne bergige, tropisch bewachsene Landschaft, vorbei an Flüssen und Seen. Auf der Nordinsel hatte uns ein Neuseeländer erzählt, dass die Südinsel sehr schön sei, weil „less people and less buildings“. Da haben wir noch lachend die Köpfe geschüttelt. NOCH weniger Menschen und NOCH weniger Gebäude?? Auf der Fahrt merkten wir was er meinte, freie Fahrt und wenn einem mal ein Camper entgegenkommt dann winkt man sich fröhlich zu.
Wir nutzten eine Regenpause für einen Stopp bei einer Hängebrücke, die über einen Fluss führte (mittlerweile ein Klacks für mich und meine besiegte Höhenangst) und machten einen kleinen Spaziergang bis zum nächsten Regentropfen.








Am Nachmittag wurde das Wetter dann besser und wir hatten eine unserer schönsten Fahrten bisher. An der Westküste schlängelte sich die Strasse an den Bergen entlang und auf der rechten Seite sank die Sonne immer tiefer in Richtung Ozean. Immer wieder gab es kleine Haltebuchten und man konnte anhalten um die Umgebung zu bestaunen.




Wir waren so froh, dass das Wetter hielt und wir kamen gerade rechtzeitig zum Sonnenuntergang an den so genannten „Pancake Rocks“ an, Felsformationen direkt am Meer, die aussehen wie aufeinander gestapelte Pancakes. Dazwischen kommt überall das Meer reingeschwappt und ab und zu zischt es oben aus Blowholes wieder raus. Als die Sonne untergegangen war, gings zu unserem Camping, der direkt am Meer lag.





Als wir am nächsten Morgen aufwachten, hielt sich Neusseland mal wieder an sein Gesetzt und es stürmte und schüttete so dass der ganze Camper wackelte. Es ist für mich schon schlimm genug bei 7 Grad quer über den Campingplatz laufen zu müssen um zu den Toiletten zu kommen, aber bei Regen und Matsch...Oli der alte Gentleman fuhr uns einfach direkt vor die Tür, wir sind halt tief im Herzen noch immer großstädtisch und aus Zucker (allerdings nicht die Einzigen, es drängelten sich danach noch weitere Autos vor der Tür)
Von der Küste aus führte die nächste Strecke wieder mehr ins Landesinnere, ein Besuch bei Franz Josef stand an. Franz Josef ist kein ausgewanderter deutscher Schafhirte, sondern einer der zwei Gletscher, die leicht zugänglich sind. Leider hörte der Regen nicht auf und wir entschieden erstmal eine Nacht in dem Ort zu verbringen und zu warten bis das Wetter sich bessert. Zum Glück hatten wir einen schönen Campingplatz direkt am Regenwald (ja richtig, Regenwald und Gletscher an einem Ort).

Als wir am nächsten morgen aufwachten, hatte sich das Wetter gebessert und wir konnten die schneebedeckten Gipfel sehen, die vorher noch im Nebel lagen. Hochmotiviert machten wir uns auf zum Franz Josef und wir wurden nicht enttäuscht. Wirklich auf den Gletscher kommt man seit 2011 nur noch mit einem Helikopter, weil der Gletscher dank der Erderwärmung schon so weit geschmolzen ist, aber man kann bis 750 Meter vor Beginn des Gletschers laufen. Das taten wir und wir waren mächtig beeindruckt. Der Weg dorthin führt zunächst durch Regenwald und dann am Fluss entlang durch steinerne Landschaft und vorbei an vielen Wasserfällen. Immer mit Blick auf den beeindruckenden Gletscher. Wir hatten uns dick eingepackt (wenn man nur 14 Kilo Gepäck für gefühlt 8000 Klimazonen hat, dann greift das Zwiebelprinzip und man zieht einfach alles was man dabei hat übereinander) was aber garnicht nötig war, denn es wurde uns ziemlich schnell warm, denn das Wetter wurde immer besser und besser, bis schließlich nur noch Sonne da war.





So begeistert von der Bewegung an der frischen Luft und dem Wetter beschlossen wir zum nächstgelegenen See zu fahren um einen weiteren 1.5 stündigen Track zu laufen. Der Lake Methason wird auch „Mirror Lake“ genannt, weil er bei guten Bedingungen das Alpenpanorama spiegelt. Der Spaziergang war super schön und wir waren einfach nur so glücklich dass es mehrere Stunden am Stück trocken und warm war, so dass wir uns noch den zweiten Gletscher „Fox“ anschauten, ebenfalls super schön und leicht zugänglich quasi fast drive thru zu bestaunen. 




Als wir genug hatten, fuhren wir weiter in Richtung Haast an der Westküste und kurz vor Sonnenuntergang kamen wir zu „Ships Creek“, einem sehr schönen Strandabschnitt. Wir beschlossen nochmal einen Rundweg zu gehen und waren sprachlos als wir an einem See inmitten der Dünen rauskamen. Die schneebedeckten Berge, der See und das Meer an einer Stelle, sowas gibt es vielleicht nur hier, endlich konnten wir das auch mal länger als nur zwischen zwei Schauern geniessen. Um das zu feiern holte Oli den Weißwein aus dem Camper und wir beobachteten den Sonnenuntergang von einem kleinen Hochsitz am Strand. Einfach perfekt (ok bis auf die Sandflies – keine Ahnung wie die im deutschen heissen, sowas gibt es bei uns ja zum Glück nicht - die mir mitten auf den Kopf gestochen haben).








Am nächsten Tag wachten wir mit der Erwartung auf, dass es regnet, aber nein, der Himmel war noch immer strahlend blau als die Sonne die Berge anstrahlte. Nachdem ich Oli endlich aus dem Trampolin gezogen hatte, gings weiter Richtung Süden. Diesmal führte die Strecke in Richtung Queenstown durch eine atemberaubend schöne Landschaft, alle paar hundert Meter mussten wir anhalten um Fotos zu machen oder um einen kleinen Spaziergang zu machen. Deshalb jetzt auch einfach Bilder, denn das lässt sich wirklich schwer beschreiben.















Wahnsinn wenn man bedenkt dass das nur 270 Kilometer waren und wir so unterschiedliche Vegetation gesehen haben.
In Queenstown angekommen waren wir positiv überrascht, es ist zwar für Winter Verhältnisse recht voll, aber einfach traumhaft schön gelegen, direkt am See und mit Bergpanorama im Hintergrund. Nachdem wir unseren Camper auf dem Campingplatz geparkt hatten, gings zur Promenade um dort mit einem Eis in der Hand die letzten Sonnenstrahlen und die Landschaft um uns herum zu genießen.
Am Abend schlief Oli ein klein bisschen aufgeregt ein, denn für den nächsten Tag hatte er Adrenalin gebucht :)




 Um 9 Uhr gings (immer noch bei strahlendem Sonnenschein - yay) erstmal hoch hinaus mit einer Gondel, die uns auf über 700 Meter Höhe, also 400 Meter über Queenstown, brachte. Dort oben hatte man einen traumhaft schönen Ausblick.



Wir hatten noch gut eine Stunde die wir in der Sonne sitzen konnten und Oli wurde immer nervöser. Gleich sollte er von hier oben von einer Plattform aus 47 Meter in die Tiefe springen (natürlich mit Gummiseil um die Hüfte). Ich war raus aus der Nummer, ich habe meinen Mut oft genug bewiesen, Bungy Springen ist dann doch ein bisschen zu viel des Guten. Einer muss ja auch den Camper zurückbringen, wenn der andere nicht mehr kann :) Aber Oli wollte es schon immer mal wagen und wenn nicht hier – am Ort wo Bungy Springen erfunden wurde – wo dann?
Ich leistete natürlich seelischen Beistand von gegenüber und war mindestens genauso nervös wie Oli als er da oben stand und einer rief 1...2...3 Jump! Todesmutig rannte er einfach los und runter gings. Ich war so aufgeregt, dass ich Mühe hatte zu filmen. Zurück kam er mit einem breiten Grinsen im Gesicht, es hatte sich gelohnt und er war den ganzen Tag noch ein bisschen high.



Wir konnten uns schwer losreißen von der sonnigen Aussicht da oben aber wir mussten los, wir hatten noch eine 4 stündige Autofahrt vor uns. Wohin es ging und warum wir dort einen „Spray Skirt“ tragen mussten, verrät Oli im nächsten und letzten Blogpost aus Neuseeland.

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