Neuseeland - Hobbits & stinkender Dampf

Immer weiter Richtung Süden. Milchglasseen, kleine Häuschen und den ersten Schnee auf unserer Reise gabs im Süden der Nordinsel. Aber das war noch nicht alles.





Als wir am morgen aufwachten, regnete es mal wieder, obwohl uns unsere „Gastgeber“ (jedenfalls hat er uns seine Einfahrt zur Verfügung gestellt) am Abend noch gesagt hatte, dass er sicher ist, dass das Wetter morgen besser sei. Unser schöner Plan direkt morgens das sagenumwobene Auenland besser kennen zu lernen, war also erstmal geplatzt. Also nutzten wir die Zeit bis 11 damit vor dem Kamin im Haus zu sitzen und im wahrsten Sinne des Wortes auf besseres Wetter zu warten, Nachdem das aber einfach nicht kommen wollte und Check Out eigentlich auch schon vorbei war, entschieden wir uns erstmal nach Matamata zu fahren und etwas zu frühstücken. Während wir da so vor unseren French Toast und dem Poached Egg saßen, passierte das Unfassbare: es hörte auf zu regnen.

Keine 2 Minuten später waren wir schon auf dem Weg und weitere 30 Minuten später standen wir mit unseren Tickets vor einem Bus mit der Aufschrift „Hobbiton“ und waren bereit. Als wir dann im Bus saßen, der uns an das Set der Herr der Ringe und Hobbit Filme bringen sollte, fing es aber wieder an richtig zu schütten und wir konnten kaum die Begrüßung von Peter Jackson verstehen, die da über den Monitor im Bus lief. 



Aber wir verstanden, dass das Auenland der Hobbits sich eigentlich auf einer riesigen Schaf und Rinderfarm befindet, die einer Familie gehört und dass erst nach dem Beginn der Dreharbeiten zu der Hobbit-Triologie die Idee entstand, das Ganze nicht wieder abzureißen (wie nach den Herr der Ringe Dreharbeiten) sondern als Touristenattraktion zu bewahren/vermarkten.

Als wir dann im Auenland ankamen ließ der Regen schon etwas nach, aber es gab auch eine Regenschirmstation, an der man sich einfach einen Schirm nehmen konnte. Da kennt jemand sein Wetter:) Wir hatten einen Guide der uns durch das ganze Areal geführt und mit interessanten Geschichten unterhalten hat. 


Es ist schon witzig die ganzen Hobbit Häuser zu sehen und auch beeindruckend wie gut diese Kulissen gemacht sind. Man hat das Gefühl, dass wirklich Menschen darin wohnen (könnten) obwohl nur ein Haus wirklich groß geung dafür wäre. 




Natürlich mussten wir viele Fotos machen, aber wir waren nichts im Vergleich zu den Asiaten in der Gruppe vor uns. Alle 20 Minuten beginnt eine neue Führung und wir hatten die Gruppe vor uns (mit den Asiaten) schon am zweiten Stopp eingeholt. Vor allem die Frauen konnten alles und jedes zu einem Fotomotiv machen. Unglaublich. Aber wir hatten einen guten Tourguide der uns ein paar Stories über die Filme, die Umgebungen oder am liebsten über die Detailverliebtheit von Peter Jackson erzählte. So hatte Mr Jackson auf einen Zweizeiler im letzten der drei Herr der Ringe Bücher hin (nämlich, dass da Hobbits auf einem Ast saßen und Pflaumen aßen) beschlossen, dass er zwei Pflaumenbäume haben wollte. Allerdings wachsen im neuseeländischen Klima leider keine Pflaumen. Also nahm man einen Apfel- und einen Birnenbaum, entfernte alle Blätter und drahtete händisch Pflaumenbaumblätter an die Äste. Die Bäume sind in einem Film genau für 3 Sekunden bei einem Kameraschwenk zu sehen – und das auch nur beim Director's Cut.

Der letzte Stopp der Tour war dann die Green Dragon Tavern. Dort konnten wir dann zwischen Bier , Cider oder Gingerbeer wählen und uns an die Tische setzen. Wirklich gutes Bier, dass auch nur im Green Dragon oder im Gift Shop (natürlich) verkauft wird. 




Auf der Rückfahrt fing es dann wieder wie aus Eimern an zu schütten. Gutes Timing würde ich sagen:)

Der Weg führte uns dann weiter nach Rotorua. Einer kleinen Stadt an einem See. Bekannt ist Rotorua vor allem für die vielen Outdoor Aktivitäten, die man dort erleben kann und für die thermischen Aktivitäten, die man vor allem um den See herum sehen (viel aufsteigender Dampf überall) und riechen (verfaulte Eier) kann.

Leider meinte es das Wetter nicht wirklich gut mit uns. Es regnete immer wieder und wärmer wurde es auch nicht. Da wir aber noch zu viel Tag übrig hatten um einfach schon schlafen zu gehen, beschlossen, das Polynesian Spa aufzusuchen. Das „Spa“ besteht aus mehreren heißen Becken, die von zwei verschiedenen heißen Quellen, die quasi unter dem „Spa“ entspringen, gespeist werden. Die Becken sind zwischen 38 und 42 Grad heiß und einigen haben einen genialen Blick über den See. Anscheinend sollen die Becken bei jedem Gelenkleiden, sowie allen möglichen anderen Problemen helfen und sogar kosmetische Wirkung haben (ich hab leider noch keine Verbesserung gesehen).
So ein heißes Bad war genau das richtige. Wir beschlossen einen Tag länger in Rotorua zu bleiben, schließlich hatte uns unser Host in Auckland von diesem „Luge“ erzählt. Das ist mehr oder weniger sowas wie eine Sommerrodelbahn (wer das nicht kennt, einfach googlen;) nur dass es auf ganz normalem Asphalt funktioniert.

Der nächste Tag begann wieder mit Regen und wir nutzten unsere Check Out Time wieder bis ans Maximum aus und fuhren dann nochmal zur Gondel. Als wir ankamen, hatte es aufgehört zu regnen und wir beeilten uns schnell nach oben zu kommen, bevor der nächste Schauer wieder kommen würde.



Oben stellten wir uns in die Schlange, kamen endlich dran, setzten uns in unsere Luge und dann gings ab. Nach fast 2 Minuten wars dann leider auch schon vorbei und ein Sessellift brachte uns wieder nach oben. Dabei konnten wir noch ein paar Mountainbiker beobachten, die auf den Mountainbike Tracks nach unten fuhren. 




Bevor wir mit der Gondel wieder nach unten fuhren, schauten wir uns noch etwas um und entdeckten den Wine-Tasting Room der Volcanic Hills Winery. Da die Wolken schon wieder dunkler wurden, ließen wir uns zu einem 5-Gang Winetasting mit Käseplatte hinreißen, die wir mit schönem Blick über den See und vor allem im Warmen, genießen konnten.


Wir passten wieder eine Regenlücke ab und machten uns mit der Gondel auf den Weg nach unten. In unsere Gondel saßen auch zwei nette älter Damen, die uns wissen ließen, dass 2 Stunden weiter südlich so viel Schnee gefallen sein muss, dass der State Highway gesperrt worden ist. Und das der Winter eigentlich noch gar nicht vorbei ist und dies der längste und kälteste seit langem sei. Yeaaahhh!!!

Unten angekommen hielt die Regenpause immer noch und es zeigte sich sogar ein wenig blauer Himmel. Also schnell ins Auto und los zum Redwood Forest. Dieser Wald bietet verschiedenste Wanderungen/Spaziergänge von 30 Minuten bis zu 8 Studen. Aufgrund der Witterung entschieden wir uns für den Kürzesten und kaum waren wir im Wald, erstarben alle Geräusche. Wirklich idyllisch und im Sommer bestimmt auch super zum Joggen. Als wir eine Weile gelaufen waren, kamen wir an eine kleine Lichtung auf der sich auch ein kleiner See befand. An dem See konnten wir das erste Mal sehen, wie interessant die unterirdischen, thermischen Aktivitäten die Oberfläche erscheinen lassen können. Das blau des Sees war irgendwie milchig aber gleichzeitig klar. Schwer zu beschreiben, aber zum Glük gibt’s ja Bilder:) Diese Farben sind alle natürlich durch die Reaktion von verschiedenen Metallen mit Wasser und Sauerstoff entstanden. Ein wirklich surrealer Anblick.






 
Nach dem Spaziergang gings auf den Campingplatz, der das allererste Mal Free-UNlimited Wifi hatte. Was das angeht ist dieses Land weniger entwickelt als Jedes, dass wir bisher besucht haben.

Am nächsten Morgen hatten wir ein Date mit einer Lady. Mit dem Lady Knox Geysir um genau zu sein. Dieser Geysir spuckt jeden Tag um 10.15 Uhr eine bis zu 20 Meter hohe Fontäne in den Himmel. Der Geysir befindet sich in Wai-o-taupo oder auch Thermal Wonderland. In diesem Naturschutzgebiet bekommt man auf verschiednen Rundwegen die wundersamsten Farben in Wasser und Boden zu sehen. All diese unglaublichen Farbkombinationen entstehen auch hier durch Reaktion der verschiedenen Metalle, die aus dem Erdinneren durch die thermischen Aktivitäten nach oben getrieben werden, mit Wasser und Sauerstoff. Der Einzige Negativpunkt ist der Gestank. Der ist echt grenzwertig.














Nachdem wir uns sattgesehen haben und frische Luft benötigten gings weiter nach Taupo. Wieder ein kleiner Ort an einem großen See, den wir uns als erstes ansehen wollten. Am Ufer konnten wir dann zum ersten Mal in der Ferne Schnee auf Berggipfeln sehen. Nach all den Surferstädtchen, war das die erste Stadt in der die Shops keine Surfboards sondern Snowboards verkauft haben.




Da das Wetter immer noch sehr wechselhaft war, und wir jetzt wirklich schon lange im Camper unterwegs waren (mindestens 8 Tage!:D), retteten wir uns beim nächsten Schauer in einen Thai-Massage Salon.
Bei Anne waren dann auch die letzten Reste der Surfansterngungen aus Hawaii wegmassiert, mir hat die kleine Asiatin hingegen Schmerzen in die Schulter massiert. Aber wenigstens werde ich immer noch an die Massage erinnert wenn ich meinen Kopf drehen will:)

Leider waren auch die meisten Aktivitäten in Taupo an zumindest trockenes Wetter gekoppelt, weshalb wir am nächsten Morgen schon weiter wollten.

Nach der kältesten Nacht bislang (3 Grad) machten wir uns am nächsten Morgen Richtung Süden nach Wellington auf. Wir hofften auf einen wieder geöffneten Highway und dem war auch so.
Es war eine Route mit Ausblick. Wir hatten viele Views auf die schneebedeckten Gipfel der Berge und sahen am Anfang noch die letzten Reste von schmelzendem Schnee neben der Straße. 





Auf dem Weg kamen wir noch an den Huka Falls vorbei. Keine spektakulären Wasserfälle was die Höhe angeht, aber dafür umso spektakulärer was die Kraft des Wassers angeht. Und die Farbe: wie ein Eisbonbon:) 




Es war die längste Strecke die wir bis jetzt am Stück gefahren sind. Aber wir wollten nicht komplett bis Wellington, da es keine guten Campingplätze in der Nähe gab und entschieden uns nach Featherston zu fahren. Auf der Karte sah das auch nach einem kleinen Abstecher aus und unser super Maps.me Navi meinte auch, dass wir vom Highway abfahren sollten und 45 später dann ankommen sollten.

Ein paar Minuten vor der Abfahrt hatten wir Fahrer gewechselt und Anne durfte nun fahren. Wir bogen also vom Highway ab und die ersten 5 Minuten war auch alles gut, dann begann die Straße immer schmaler zu werden bis es schließlich nur noch eine Spur war, links von Felsen und rechts vom Abgrund begrenzt. Natürlich bergauf und sehr kurvenreich. Anne war natürlich begeistert. Zum Glück kamen uns kaum Fahrzeuge entgegen, aber die Straße zog sich ewig hin. Für den Abschnitt allein brauchten wir mehr als eine Stunde. Zum Glück mussten wir den Teil nicht mehr zurück. Es gab einen anderen Weg nach Wellington. Allerdings waren wir ja noch nicht da. Der nächste Teil war zwar zweispurig, aber die Kurven waren mingestens genauso eng und unsere Durchschnittsgeschwindigkeit blieb weiterhin bei unter 40 km/h.
Nach weiteren 40 Minuten erreichten wir endlich unseren Campingplatz und dort leuchtete ein Schild mit „No Vacany“ . NEEEEIIINNNN!! Aber wir fragten trotzdem und glücklichweise galt das Schild nicht für die 3 Camper-Stellplätze sondern für das angeschlossene Hostel, das auch auf dem Grundstück war. Allerding war der Umweg für den Campingplatz es dann leider doch nicht wert.

Dann gings am nächsten Morgen bei strahlendem Sonnenschein nach Wellington, wo wir erstmal neben dam Nationalmuseum parkten und von dort zu Fuß die kleine Innenstadt nach der Cable-Car Haltestelle abgesucht haben um einen kleinen Überblick zu haben und ein wenig durch den botanischen Garten zu laufen und ein wenig länger auf einer Bank in der Sonne zu sitzen.








Für Lunch gings dann zum ersten Mal in ein richtiges Restaurant. Frisch gestärkt machten wir uns auf den Weg ins Nationalmuseum. Das war auch wirklich gut gemacht. Viel über Flora und Fauna des Landes und viele interaktive Stationen (zum Beispiele konnte man im Nachbau einer Hütte die Auswirkungen eines Erdbebens nachfühlen, oder als Bio-Security-Officer durch einen nachgebauten Schiffscontainer gehen und durch Öffnen von Schubladen und Kisten die „Bedrohungen“ aufdecken, die eingeschleppt werden können – Maden, Spinnen oder Fledermäuse)

Das Highlight war jedoch eine Austellung namens Gallipolli. In dieser Austellung ging es um die erste Schlacht im ersten Weltkrieg, in der neuseeländische Soldaten gekämpft haben. Das ganze war wie ein Zeitstrahl aufgebaut und man verfolgte vom Tag der Anlandung bis zum Tag des Rückzugs alle wichtigen Offensiven und sonstigen Ereignisse. Es gab mehrere Räume, alle auch mit interaktiven Elementen, und jeder Raum wurde von einem kleinen Vorraum mit einer überlebensgroßen Figur eingeleitet, über die man im nächsten Raum dann mehr lesen konnte und die sinnbildlich für diesen Zeitabschnitt der Schlacht stand. Sehr gut gemacht und gleichzeitig auch sehr bedrückend.




Als das Museum dann schloß, sind wir wieder in die Stadt um noch ein etwas zu essen, bevor wir uns auf den Weg zu unserer Schlafstätte machten. Ein Parkplatz am Hafen. Der erste „Campingplatz“ auf dem wir waren, der umsonst war. Also kein Strom und kein Heizofen, der uns die letzten Tage unersetzlich geworden ist. Zum Glück war es mittlerweile wieder ein paar Grad wärmer und es gab sogar eine öffentliche Toilette, die man nutzen konnte. Hier parkten schon viele Campervans, da dass der nächstgelegene Parkplatz zur Fähre ist auf dem campen erlaubt ist. Das war auch unser Plan, aber wir hatten erst eine Fähre um 13.30 Uhr. So blieb uns noch genug Zeit ein paar Bagels zu frühstücken und uns zum Mount Victoria Lookout aufzumachen. Von dort konnte man die Stadt komplett überlicken und es ist schon ein pittoresk gelegenes Städtchen, kann man nicht anders sagen.

Was wir dann auf der Südinsel erleben, könnt ihr im nächsten Post lesen:)

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